Mozart und Salieri
Puschkin, Shaffer – Strunk – Agranovski
Es läuft für Antonio Salieri, den geachteten Komponisten und Kapellmeister der kaiserlichen Hofmusikkapelle – bis er erkennen muss, dass ein Begabterer als er den Wiener Musikbetrieb aufmischt. Wolfgang Amadeus Mozart, der schon als „Wunderkind“ dem Kaiser vorspielte und vorkomponierte, macht sogar aus Stoffen, die Salieri aufgegeben hat, etwas Geniales. „La nozze di Figaro“ wird – zumindest in der gehässigen Deutung nachfolgender Generationen – zum Ausgangspunkt für Salieris Rachegelüste bis hin zu Mordabsichten. 1791 ist Mozart tot, während Salieri noch 35 geruhsame Jahre zu leben hat und sich als Pädagoge verwirklicht, etwa an Mozarts jüngstem Sohn Xaver.
Sowohl der Russe Alexander Puschkin, der bald nach Salieris Tod den ungleichen Komponisten-Kollegen sein Versdrama „Mozart und Salieri“ gewidmet hat, als auch der Engländer Peter Shaffer, dessen Theaterstück „Amadeus“ durch Miloš Formans Verfilmung weltberühmt wurden, wählen Salieris Neid-Erfahrung zum Ausgangspunkt. „Die Menschen geben die absurdesten Sachen zu, aber ... Neid?“, sagt Salieri bei Shaffer, als er sich seine Unterlegenheit einzugestehen beginnt. In der Fassung von Nils Strunk und Andrej Agranovski wird dieser temperamentvolle Konflikt von einem Zerrissenen ausgetragen. Aus der Perspektive Salieris versetzt sich Agranovski in jene Zeitgenossen, die dem verdienten Hofkapellmeister das Leben gefühlt zur Hölle machen: den Kaiser, die Wiener Klatschmäuler und immer wieder Mozart, das überlegene Genie. In der ersten Inszenierung von Burgtheater-Shootingstar Nils Strunk begeistert Andrej Agranovski nicht nur durch virtuose Darstellung, sondern auch durch sein Klavierspiel...