Magne Håvard Brekke © Gina Folly
Nikola Weisse und Ensemble © Gina Folly
Nikola Weisse, Susanne-Marie Wrage, Olivia Grigolli © Gina Folly
Magne-Håvard Brekke, Olivia Grigolli, Liliana Benini, Elisa Plüss, Susanne-Marie Wrage © Gina Folly
Magne-Håvard Brekke, Liliana Benini, Elisa Plüss, Susanne-Marie Wrage, Olivia Grigolli © Gina Folly
Olivia Grigolli, Magne-Håvard Brekke © Gina Folly
Olivia Grigolli, Nikola Weisse, Liliane Benini © Gina Folly
Susanne-Marie Wrage, Olivia Grigolli, Elisa Plüss, Liliana Benini © Gina Folly
Diese klingende Apotheke verspricht nicht nur Heilung, sondern – als eine von vielen Wechsel- und Nebenwirkungen – auch Glück durch Sprache. Christoph Marthaler, einer der herausragenden Theater-Erfinder der letzten Jahrzehnte, macht einen Ort des täglichen Lebens zum Schauplatz dadaistischer Poesie, von Dichtung, die an Herz, Nieren, Magen und Darm geht. Zu entdecken gibt es Texte des Bildenden Künstlers Dieter Roth (1930-1998), ein Schweizer Sonderfall wie sein nunmehriger Regisseur Marthaler. Ausgangspunkt dieses hundertminütigen Sing- und Sprechspiels ist das titelgebende Büchlein Das Weinen (Das Wähnen), welches Roth einst Marthaler zum Geschenk machte. Weniger als um ein Theaterstück handelt es sich dabei um ein Tränenmeer oder sogar um mehrere – der Autor schrieb insgesamt fünf Tränenmeere plus einen Tränensee. In diesen baden nun, ausgesprochen unsentimental, fünf fabelhafte Apothekerinnen und ein wunder Kunde. Das Rezept, das sie dem Leben ausstellen, ist ein Gedicht.
Das Weinen (Das Wähnen)
nach Texten von Dieter Roth
von Christoph Marthaler
Eine Produktion des Schauspielhaus Zürich, präsentiert von Weiterspielen
Mit Liliana Benini, Magne-Håvard Brekke, Olivia Grigolli, Elisa Plüss, Nikola Weisse, Susanne-Marie Wrage
Inszenierung Christoph Marthaler
Bühne Duri Bischoff
Kostüme Sara Kittelmann
Sounddesign Thomas Schneider
Musikalische Einspielung Bendix Dethleffsen
Licht Christoph Kunz
Dramaturgie Malte Ubenauf
Aufführungsdauer 100 Min (keine Pause)
Neben einigen selbstverfassten Passagen stammen alle Texte dieser Inszenierung von Dieter Roth. Es erklingt Musik von John Dowland, Victor Herbert, Carole King / Howard Greenfield, Wolfgang Amadeus Mozart, Erik Satie, Franz Schubert, Peter I. Tschaikowsky
Aufführungsrechte: Hartmann & Stauffacher, Galerie Hauser & Wirth, Suhrkamp Verlag
Alle Fotos © Gina Folly
Uraufführung am 20. September 2020, Pfauen, Schauspielhaus Zürich
Koproduzenten des Schauspielhaus Zürich: Emilia Romagna Teatro Fondazione, Nanterre-Amandiers – centre dramatique national, Bergen International Festival, Théâtre Vidy-Lausanne und International Summer Festival Kampnagel, Hamburg
Weitere Gastspiele: Dialog – Wrocław International Theatre Festival; Théâtre du Passage, Neuchâtel; Nationaltheater Miskolc; Athens Epidaurus Festival (Peiraios 260)
Gastspiel beim Athens Epidaurus Festival mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
TOURING-STAFF Weiterspielen
Technische Leitung Markus Both
Beleuchtung Pablo Weber
Ton Susane Affolter / Michael Sturm
Requisite Doris Berger
Maske / Garderobe Viviane Lima
Abendregie Lea Theus
Reiseleitung Roland Koberg
WEITERE MITWIRKENDE DER ORIGINALPRODUKTION:
Technische Leitung Touring: Andreas Greiner
Produktionsassistenz: Clara Isabelle Dobbertin
Bühnenbildassistenz: Julia Bahn
Kostümassistenz: Natalie Soroko
Regiehospitanz: Samuel Petit
Inspizienz: Aleksandar Sascha Dinevski
Soufflage: Lea Theus, Gerlinde Uhlig-Vanet
TRAILER VON HETA MULTANEN:
Verzoffnung
Dramaturg Malte Ubenauf im Programmheft über diesen Abend:
Das Weinen (Das Wähnen) ist kein Stück. Es ist ein Tränenmeer. Genauer gesagt: Tränenmeer 4. Ob es sich hierbei um eine Gattungsbezeichnung handelt, kann nicht endgültig geklärt werden. Sicher ist nur: Es gibt insgesamt fünf Tränenmeere plus einen Tränensee – allesamt verfasst von Dieter Roth.
Wenn von Dieter Roth (1930-1998) die Rede ist, geht es fast immer um den bildenden Künstler Dieter Roth, um jenem in der Schweiz aufgewachsenen Hannoveraner also, der sein Leben lang unterwegs war, in Hamburg lebte, in Island, in den USA, in Basel, und der ein einzigartiges Œuvre hervorbrachte: Malereien, Objekte, Filme, Zeichnungen, Assemblagen, Installationen, Kompositionen, Künstlerbücher – oder, etwas genauer gesagt: Schokoladenskulpturen, Gewürzbilder, Köttelkarnickel, Tischruinen, Löwentürme und Literaturwürste.
Kaum wahrgenommen hingegen wurde (und wird) das schriftstellerische bzw. dichterische Werk Dieter Roths. Es ist auch, physisch betrachtet, sehr schwer zugänglich. Der einst bei Suhrkamp erschienene Sammelband ist längst vergriffen, der bei Luchterhand ebenfalls, andere Veröffentlichungen finden sich zu hohen Preisen im Antiquariat, einige wenige Texte kursieren im Internet. Das ist schade, denn das Schreiben bedeutete Dieter Roth viel. Sehr viel sogar. Immer wieder gab er zu Protokoll, es wäre sein eigentliches Glück.
Um dieses Glück Dieter Roths geht es in Das Weinen (Das Wähnen). Und um Christoph Marthalers Glück an diesem Glück. Und um alle Neben- und Wechselwirkungen, die auftreten, wenn man es nicht mit einem Stück, sondern einem Tränenmeer zu tun hat.
Das Weinen (Das Wähnen) ist kein Abend über Dieter Roth. Kein bisschen Biografie, keine Anekdoten, nicht der kleinste Hinweis auf jene Momente, in denen sich Christoph Marthaler und Dieter Roth in den 1990er-Jahren hin und wieder in Basel über den Weg liefen. Kein Wort darüber, dass Marthaler Das Weinen (Das Wähnen), Band 2A (Tränenmeer 4) von Roth geschenkt bekam und es seit vielen Jahren von Stadt zu Stadt mit sich trägt. Marthalers Inszenierung spielt auch nicht an einem Schauplatz, den man mit den visuellen Kunstwerken Roths in Verbindung bringen könnte. Nichts dergleichen. In Marthalers Inszenierung geht es um die Sprache Dieter Roths. Und die Frage, wie diese Sprache gesprochen werden könnte. Und wann. Und von wem. Und unter welchen Umständen.
Sein Buch Das Weinen (Das Wähnen), Band 2A (Tränenmeer 4) hat Roth selbst einmal als "Redetext" bezeichnet. Dies verwundert nicht, denn Roth lässt hier unendlich viele Redende auftreten. Oft gibt es sie nur für kurze Momente, manchmal nur für einen Satz. Die Redenden tragen dann Rollennamen, beispielsweise diese:
Wer Immer
Setzei
Hinterberg
FISCH
Dochherein
Einerdemschwindelt 1 und Einerdemschwindelt 2
Auch Chöre kommen in Roths Werk zu Wort (A+B+C+D+E+F+G+H) sowie Vorhänge und VorVorhänge, Eishelme, Eiskrehm und Schweine Bob.
Wie auf solche Vorgaben reagieren? Braucht es
450 Kostüme und mindestens ebenso viele Bühnenbildverwandlungen? Christoph Marthaler entscheidet sich anders. Seine Inszenierung Das Weinen (Das Wähnen) spielt an einem Ort des (mehr oder weniger) täglichen Lebens. Es ist ein Ort, an dem Verzweiflung und Hoffnung so eng beieinander liegen, dass sie schon fast eine Einheit bilden. Also so etwas wie: Verzoffnung. Lässt sich das noch darstellen? Dieter Roth würde diese Frage vielleicht folgendermassen beantworten: "Sobald du etwas darstellst, verschwindet es in der Darstellung. Universalsymbolik für die Darstellung ist die Tarnkappe."
Pressestimmen
Es lebe das Marthaler-Theater.
Frankfurter Allgemeine
Beglückender war selten ein Theaterabend.
Neuer Zürcher Zeitung
Die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler (Liliana Benini, Magne Havard Brekke, Olivia Grigoli, Elisa Plüss, Nikola Weisse, Susanne-Marie Wrage) zeigen ein grandioses Spiel.
Seniorweb
Wenn Nikola Weisse ihr "Crying in the Rain" kräht, ist man hin und weg.
Tagesanzeiger
Marthaler (…) verarbeitet den dialogischen, widersprüchlichen, manchmal ganz von Sinn befreiten Text in der gewohnt sprachlichen Präzision, nutzt Roths Spass an Buchstaben-auslassungen für sprachlichen Slapstick und Roths Obsession mit dem Scheitern für heitere Komik. CH Media
Er (Marthaler) hat für uns Schweizerinnen und Schweizer eine Volkskunst jenseits der Folklore entwickelt, und dafür wird man ihm auch ewig dankbar sein.
NZZ
Skurriler Neo-Dada, fürwahr! Serviert wird er zu den Marthaler-typischen Grotesken und Slapsticks, die noch immer bestens funktionieren.
Südkurier
Kurzbiografien
Christoph Marthaler Geboren in Erlenbach bei Zürich ist er seit den 80-er Jahren als Theater- und Opernregisseur tätig u.a. am Theater Basel, der Volksbühne Berlin, dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, den Münchner Kammerspielen und vielen weiteren großen Bühnen. Seine Inszenierungen bewegen sich zwischen musikalischen, collagenartigen Abenden und eigenwilligen Klassiker-Interpretationen. Viele seiner Produktionen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen, zweimal erhielt er die Auszeichnung Regisseur des Jahres, sowie zahlreiche weitere Preise. Seine Inszenierungen werden weltweit auf Festivals eingeladen und zum Teil über viele Jahre immer wieder aufgeführt. Von 2002-2004 war Christoph Marthaler Intendant des Schauspielhauses Zürich, welches in dieser Zeit zweimal zum Theater des Jahres gewählt wurde. 2004 erhielt Christoph Marthaler zusammen mit Anna Viebrock den Theaterpreis Berlin. Zuletzt wurde er mit einem Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet.
IMPRESSUM
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